Das bisschen Haushalt…

„Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann. Das bisschen Haushalt kann so schlimm nicht sein, sagt mein Mann“

(Johanna von Koczian, Songtext, 1977) 

Bei meiner Verabschiedungsfeier in die Elternzeit fragte mich ein Kollege: „Bist du denn dann auch für den Haushalt zuständig, oder wie macht ihr das?“ Mein Unterbewusstsein hatte sofort den oben zitierten Schlager als Instantohrwurm und formulierte mir verschiedene Antworten vor: „Natürlich nicht. Nach einem Acht-Stunden-Tag im Büro freut sich meine Frau total darauf, das zu erledigen. Und schließlich bin ich für das Kind zuständig, das ist ja wohl Auslastung genug.“ Oder: „Nein, ich sehe meine Rolle eher so als Latte-Macchiato-Papa. Ich rocke die Spielplätze und für den Rest engagieren wir eine Haushaltshilfe.“ Die Frage fand ich total abwegig. Wie sonst sollte man bitte einen Alltag mit Kind organisieren? Okay, früher, als wir noch das Familienmodell Double-Income-No-Kids gepflegt haben, waren wir auch beide für den Haushalt zuständig. Das wird wohl jeder einsehen. Eine Zeitlang haben wir dann die Wochenenden vor allem mit Putzen zugebracht, bis wir uns hierfür endlich „professionelle Hilfe“ geholt haben. Es fiel mir schwer, das zu tun, denn warum soll ein Mensch meinen Dreck wegmachen, während ich in der gleichen Zeit einem Job nachgehe, bei dem ich mindestens den doppelten Stundenlohn habe? Aber das ist ein anderes Thema. Derzeit muss ich mir um meinen Stundenlohn weniger Gedanken machen. Denn ich verdiene gerade… gar nichts. Und auch das ist eine Tatsache, für die ich stets ungläubige Blicke ernte. Auch wenn das für Mütter mit Kindern in meinem Alter (…ihr wisst schon, was ich meine) ganz normal ist, wenn sie sich denn dafür entscheiden, ihr Kind länger zuhause zu betreuen als vom Staat finanziert wird.

Als mich jemand aus der Familie ein paar Tage später das gleiche gefragt hat, wurde ich unsicher: Können Männer das nicht – saubermachen, kochen, spülen, Wäsche waschen? Oder habe ich in der Aufzählung noch 10 Aufgaben vergessen, die ebenfalls auf mich zukommen werden? Mal kurz den Schlagertext überflogen – offenbar sind das die wesentlichen Dinge. Nach etlichen Erzählungen ist es aber wohl so, dass das Gros der Männer sich tatsächlich nicht mit dem Haushalt beschäftigt und das gerne aussitzt. Wie früher in der Studenten-WG, wo man jedesmal, wenn es einem irgendwo zu dreckig war, einen Unordnungspunkt vergeben konnte. Und wenn die zehn Punkte voll waren, hat die ganze WG sauber gemacht. – Oder irgendjemand fand es halt so eklig, dass er/sie (meistens sie) es doch selbst in die Hand genommen hat. Wenn Mütter ihren Spielplatz-Genossinen erzählen, was der Papa im Haushalt macht, lachen diese nur. Weil sie das für einen Scherz halten.

Aber: Ja, ich sehe das als meine Aufgabe an. Ich werde den Haushalt schmeißen. Und ich habe ja einen kleinen Helfer dabei. Das Knöpfchen sortiert jedenfalls gerne die Wäsche vor und räumt auch schon die Spülmaschine mit aus. Dass er das mit einem Jahr noch nicht perfekt hinbekommt ist klar. Wie heißt es so schön? Man wächst mit seinen Aufgaben. Und das gilt bestimmt nicht nur für ihn.

Da bist du beinahe fast grade erst geboren…

„Da bist du beinahe fast grade erst geboren und schon sitzen wir beide beim Essen.“ (Heinrich Lohse in „Pappa ante Portas“ von Loriot)

Diesen Satz habe ich tatsächlich neulich zu meinem Sohn gesagt. Mami war zum ersten Mal etwas länger alleine unterwegs, so dass wir das Vergnügen hatten ausnahmsweise einen Männerabend zu verbringen. Sonst essen wir abends eher alls zusammen. Da habe ich die Gelegenheit genutzt und mit meinem Sohn über die Zukunft gesprochen: „Bald wird es öfter so sein, dass wir alleine sind. Dann geht die Mama arbeiten und der Papa ist hier mit dir zu Hause. Das ist am Anfang für dich vielleicht etwas ungewöhnlich. Aber du kannst dir sicher sein, dass es für dich bald viel gewöhnlicher sein wird als für die meisten anderen Menschen. Die glauben, dass Kindererziehung Frauensache ist. Okay, du warst auch erstmal ein Jahr mit Mama unterwegs, aber das hatte wohl eher praktische Gründe. Ich hoffe, es ist Okay für dich, wenn ich manchmal etwas darüber schreibe. Denn  schreiben wollte ich schon immer mal. “

Es schien Okay für ihn zu sein. Das Abendessen hat ihm geschmeckt, auch wenn es keine Königsberger Klopse aus der Dose gab, sondern nur Brote. (Nunja, das ist eigentlich eines seiner Lieblingsgerichte, aber dazu später mehr.) Die Generalprobe war also geglückt und wir werden mal sehen, welche Spielgruppen wir aufmischen, welche Hürden wir überwinden oder einreißen müssen (ursprünglich sollte der Arbeitstitel hier mal „Zwei Männer auf dem Damenklo“ lauten) und wer von uns dreien am Ende derjenige ist, der das Ganze am anstrengendsten findet. Übrigens ist das mit dem Schreiben tatsächlich seit der Grundschule mein Traum. Falls also ein Verleger mitliest: herzlich willkommen…